mit Texten von Hilde Spiel: London. Süddeutscher Verlag, München 1956, S. 92.
Frankfurter Neue Presse, 6.1.1957
Nicht wonach es auf den ersten Blick aussieht, der Markusplatz in Venedig, sondern nördlicher, nüchterner, Trafalgar Square in London. Man kann sich vorstellen, welches Vergnügen der Fotografin, Elisabeth Niggemeyer, das Bild gemacht hat, als sie den Film ans Licht hielt. Die Niggemeyer ist schon beinahe so etwas wie ein Begriff. Bei gewissen Fotos in der Sonntagsbeilage der „Süddeutschen Zeitung“ kann man auf Anhieb sagen „Niggemeyer.“ Ihr Fotobuch über das Münchener Jahr und sein Erfolg haben ihr Mut zu einen London-Buch gemacht. London ist eine Weide für Fotokünstler. Soviel Gegensätze. Todtraurige Gassen (der Mörder Christie könnte dort gewohnt haben) — und die sonnendurchflimmerte Weite des Hide-Parks. Das Gewimmel in der Börse — und die feine Einsamkeit einer Allee, durch die Herr X. und Tochter einen Morgenritt unternehmen. Einmal hat die Fotografin das Schaufenster eines Antiquitätenladens aufgenommen: von oben bis unten nichts als Uhren, Orden …, Silberzeug — und einmal ein winziges Fräuleinchen auf einer Frühlingswiese. Ganz selten nur noch sind diese Arbeiten Kunstgewerbe, viele sind reine Fotokunst. Und Hilde Spiel hat Texte geschrieben, lauter Liebesbriefe an London. (Süddeutscher Verlag, München. Gebunden 16,80 Mark.) V